Positionspapiere und Leitbilder zu Angehörigen Suchtkranker
Abschlussbericht vom 15. Mai 2018
Projektförderung: Bundesministerium für Gesundheit
Autor*innen: Gallus Bischof, Bettina Besser, Anja Bischof, Hans-Jürgen Rumpf
„Hintergrund: Aus internationalen Studien ist bekannt, dass die Problemlagen Angehöriger in politischen Handlungsstrategien und Positionspapieren in den vergangenen Jahren zunehmend Berücksichtigung gefunden haben. Ein entsprechender systematischer Überblick zur Lage in Deutschland liegt bislang nicht vor. Ziel des Projektes ist die Sichtung und Bewertung existierender Positionspapiere und Behandlungsleitlinien hinsichtlich der Erwähnung des Themenfeldes „Angehörige von Suchtkranken“.
Methoden: Positionspapiere aus den Bereichen Drogen-und Suchtpolitik sowie Psychiatriepläne und Behandlungsleitlinien zu Suchterkrankungen wurden systematisch gesammelt und hinsichtlich der Berücksichtigung familiärer Auswirkungen von Suchterkrankungen ausgewertet. Das methodische Vorgehen erfolgt ein Absprache mit internationalen Kooperationspartnern, um eine Vergleichbarkeit der Daten zu gewährleisten. Ergänzend wurde eine standardisierte Onlinebefragung von Versorgungseinrichtungen der Sucht-, Jugend-und Familienhilfe sowie ambulanter Psychotherapeut/innen zur Erfassung vorhandener Angebotsstrukturen durchgeführt, bei der Daten von 1.487Versorgern erhoben werden konnte.
Ergebnisse: Auswirkungen von Suchterkrankungen werden schwerpunktmäßig für die Bereiche Kinder aus suchtbelasteten Familien und bezüglich somatischer Konsequenzen, nicht jedoch hinsichtlich psychischer Beeinträchtigungen von Angehörigen erwähnt. Hinsichtlich Behandlungskonzepten werden Angehörige primär in Zusammenhang mit Präventionsfragestellungen erwähnt, während die Benennung eigenständiger Behandlungsbedarfe nur in einer suchtpolitischen Leitlinie festgestellt werden konnte. In der nach Versorgungsbereichen stratifizierten Auswertung der Angebotsstrukturen zeigten sich signifikante Differenzen zwischen Angeboten der Familien-und Jugendhilfe, psychotherapeutischen, suchtspezifischen und sozialpsychiatrischen Versorgern in Hinblick auf angebotene Behandlungskonzepte und wahrgenommene Behandlungsaufträge von Angehörigen.
Fazit: Auswirkungen von Suchterkrankungen auf das soziale Umfeld werden in deutschen suchtpolitischen Leitlinien nur eingeschränkt thematisiert, Verweise auf evidenzbasierte Behandlungsangebote fehlen durchgängig. Eine Intensivierung der Vernetzung zwischen verschiedenen Hilfesettings und die flächendeckende Sicherstellung einer angemessenen Refinanzierung von Angeboten der Angehörigenarbeit in der Suchthilfe stellen demnach erste bedeutsame Schritte zur bedarfsgerechten Verbesserung der Versorgungslage dar.“*
*aus der Zusammenfassung
Veröffentlichungsjahr: 2018
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