FAS – die nicht gestellte Diagnose

und die Konsequenzen für die Sozialpsychiatrie

„Dass psychiatrische Diagnosen dazu dienen können, Menschen zu stigmatisieren, ist in der Sozialpsychiatrie vielfach diskutiert worden. Wir möchten an dieser Stelle jedoch gesellschaftlich bedingte Fehlsichtigkeiten und mögliche Irrationalitäten diagnostischer Zuschreibungen von einer anderen Seite betrachten, von der Seite des systematischen Ausblendens bestimmter Diagnosen. […]

Hinzu kommt, dass bestimmte Krankheitsbilder – wie z.B. das Fetale Alkoholsyndrom – obwohl seit dem Altertum bereits hier und da erwähnt und schon im 18. Jahrhundert von Ärzten beschrieben, gesellschaftlich systematisch ausgeblendet werden. Das Fetale Alkoholsyndrom fand erst in den späten 60er und frühen 70er Jahren des 20. Jahrhunderts parallel zuerst in Frankreich und in den USA in der wissenschaftlichen Literatur die gebührende Aufmerksamkeit (Streissguth 1997). Noch immer wird die Diagnose Fetales Alkoholsysndrom (FAS) in der Kindheit oft nicht gestellt und im Erwachsenenalter verkannt, obwohl es kein seltenes Krankheitsbild ist und die häufigste Einzelursache für geistige Behinderung darstellt und mit zahlreichen psychopathologischen Auffälligkeiten verbunden sein kann. Auch in den internationalen Klassifikationssystemen hat das Störungsbild keine herausgehobene Position.
*aus dem Artikel

Autorinnen: Jost, Annemarie und Jana Kraus
ursprünglich erschienen in: Sozialpsychiatrische Informationen 4/ 2008 S. 31- 33

Schlagworte: Konsequenzen, Diagnose, Sozialpsychiatrie, Klassifikationssysteme, Fetales Alkoholsyndrom, FAS, Erwachsenenalter, Alkoholkonsum, Persönlichkeitsstörungen, Hilfesystem

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